Berufsunfähigkeitsversicherung

Diese Irrtümer über die BU-Versicherungen können wir widerlegen.

Autor:innen: Helene Bosmann –Dipl.-Betriebswirtin (DH), M.Ed. Wirtschaftspädagogik, Versicherungsmaklerin und Gorden Isler Versicherungsfachmann und Geschäftsführer von fairvendo GmbH

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist ein Thema, das oft mit Unsicherheiten und Missverständnissen verbunden ist. In vielen Fällen herrscht die Annahme vor, dass eine solche Versicherung nur dann wichtig ist, wenn man komplett arbeitsunfähig wird. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Hier sind einige Fakten und Klarstellungen, die helfen sollen, ein besseres Verständnis für dieses Versicherungsprodukt zu entwickeln.

Es ist ein verbreitetes Phänomen, dass die meisten Menschen Versicherungen erst dann für wichtig oder notwendig halten, wenn sie sie wirklich brauchen. Doch gerade beim Thema Berufsunfähigkeitsversicherung kann dieser irrtümliche Gedanke erheblichen Schaden anrichten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist der eine der wichtigsten Absicherungen. Denn wer regelmäßige Ausgaben hat, benötigt auch im Falle des Arbeitskraftverlustes ein regelmäßiges Einkommen.

1. Irrtum: Ich wüsste nicht, was passieren muss, dass ich nie wieder arbeiten kann

Es ist verständlich, dass niemand gerne über mögliche Erkrankungen nachdenkt, die zur vollständigen Arbeitsunfähigkeit führen können. Doch es geht nicht immer um ein „nie wieder“. Eine durchschnittliche Berufsunfähigkeit dauert etwa 3-4 Jahre. Das bedeutet, dass es Menschen gibt, die nie wieder arbeiten können, aber auch solche, die nach einer relativ kurzen berufsunfähigen Phase wieder in das Berufsleben zurückkehren können.

Die Deutsche Aktuarvereinigung hat Daten analysiert und festgestellt, dass zwischen 16% und 28% der Menschen, die eine private Berufsunfähigkeitsversicherung haben, im Laufe ihres Lebens mindestens einmal berufsunfähigwerden. Die Wahrscheinlichkeit steigt dabei mit zunehmendem Alter und späterem Renteneintritt. Jeder vierte bis fünfte Mensch wird statistisch gesehen also im Laufe seines Lebens mindestens einmal berufsunfähig.

Die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit sind keine körperlichen Erkrankungen oder Unfälle, wie oft angenommen wird. Laut einer aktuellen Statista-Auswertung sind Nervenkrankheiten, also meist Krankheiten der Psyche, mit 34,5% die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit. Dies betrifft oft Menschen, die Bürojobs ausüben. Krankheiten des Skeletts und Bewegungsapparates, typische „Handwerker-Krankheiten“, sind mit 20,1% deutlich seltener. Danach folgen Krebs mit 17,35%, Unfälle mit 7,6% und Herz- und Gefäßerkrankungen mit 7%.

Es ist auch nicht richtig anzunehmen, dass die Versicherung nicht zahlt, wenn man noch in der Lage ist, einen anderen Job zu machen. Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung sichert den zuletzt ausgeübten Beruf ab. Auch wenn sich dieser Beruf im Laufe Ihres Lebens einmal oder mehrfach verändert hat. Das bedeutet, dass man Leistungen erhält, wenn man aufgrund von gesundheitlichen Problemen seinen letzten Beruf, so wie er konkret ausgestaltet war, zu mindestens 51% nicht mehr ausüben kann. Ein Jobwechsel muss der Versicherung nicht mitgeteilt werden, da er automatisch mitversichert ist. Hier lohnt es genau zu vergleichen, da manche Versicherungsgesellschaften Fristen formuliert haben, die es ihnen ermöglichen auch den Beruf zu prüfen, den Sie eventuell vor Ihrer aktuellen Tätigkeit ausgeübt haben.

2. Irrtum: Ich bekomme doch Krankengeld

Gesetzlich ist der Arbeitgeber für 6 Wochen zur Lohnfortzahlung verpflichtet. Danach zahlt die Krankenkasse bis zu 78 Wochen Krankengeld, welches jedoch deutlich unter dem bisherigen Verdienst liegt. Eine Krankentagegeldversicherung kann diese Lücke schließen  und ist oft nicht teuer. Die größere finanzielle Lücke entsteht jedoch nach den 78 Wochen, da die Krankenkasse dann keine Zahlungen mehr leistet und die kranke Person entweder Bürgergeld beantragen oder von den Einkünften der Partner*in leben muss.

3. Irrtum: Wenn ich berufsunfähig werde, zahlt die Versicherung doch ohnehin nicht

Ein kritischer Punkt ist die Zuverlässigkeit der Versicherungsgesellschaften im Leistungsfall. Es gibt Zweifel daran, dass die Versicherung im Ernstfall tatsächlich zahlt. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass Versicherungen prüfen müssen, ob die vereinbarten Bedingungen erfüllt sind. Wenn der Versicherte mehr als 50% seines Berufs weiterhin ausüben kann, wird die Versicherung verständlicherweise nicht zahlen, was in den Vertragsbedingungen zuvor so festgelegt worden ist.

Ein weiterer Gesichtspunkt sind Vorerkrankungen bei Vertragsabschluss. Werden relevante Gesundheitsfragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet, kann dies dazu führen, dass die Versicherung im Leistungsfall nicht zahlt und sogar vom Vertrag zurücktreten kann. Die Sorgfalt bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen ist daher entscheidend.

Fazit: Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine individuelle Entscheidung, die gut informiert getroffen werden sollte. Es geht darum, den persönlichen Bedürfnissen und Lebensumständen gerecht zu werden. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit und den möglichen finanziellen Herausforderungen im Falle einer Berufsunfähigkeit mag emotional belastend sein, aber eine rechtzeitige Absicherung kann dazu beitragen, den Fokus auf die Genesung zu legen und finanzielle Sorgen zu minimieren. Es ist ratsam, sich gründlich zu informieren und in jedem Fall eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die richtige Versicherungsgesellschaft und den richtigen Tarif auszuwählen.

8. Nachhaltigkeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Es gibt Versicherungsgesellschaften, die sich dazu verpflichten Ihre Beiträge ausschließlich in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren und sich an der Aufforstung von Wäldern beteiligen. Bei einigen Anbietern können Sie zusätzlich selbst entscheiden, in welchen ESG-konformen Investmentfonds oder ETF die Überschüsse Ihres Produktes angesammelt und am Ende der Laufzeit steuerfrei an Sie ausbezahlt werden. So erzielen Sie mir dem von Ihnen gewählten Produkt in jedem Fall und unmittelbar eine Kind- und Enkelkind-gerechte Wirkung auf unsere Umwelt und alle anderen Menschen.